Nina Putzer

Als gelernte Konditoreifachverkäuferin war ich nie wirklich zufrieden in meinen Beruf. Schule war immer „Scheiße“, mit allem was damit verbunden war. Ich habe mir weder Mühe gegeben noch an meine Zukunft gedacht. Damals konnte ich einfach nur froh sein, mit meinem schlechten Hauptschulabschluss überhaupt einen Ausbildungsplatz gefunden zu haben. Meine Ausbildung schloss ich zwar als Innungsbeste ab, aber jegliche Bemühung um eine berufliche Veränderung blieb erfolgslos. Also fand ich mich mit dieser Situation ab.

Ich bin alleinerziehende Mutter von zwei Jungs. Natürlich ist es mir wichtig, genug Zeit für die beiden zu haben und uns finanziell abzusichern. Beides klappte nicht so gut wie ich es wollte, weil ich oft an Wochenenden und Feiertagen arbeiten musste und zudem auch noch abhängig von Sozialleistungen war. Ich fühlte mich machtlos und war voller Selbstzweifel.

Mein Zeugnis fühlte sich lange an wie ein Schandfleck. Jedoch war ich der Meinung, mit Ende zwanzig wäre mein Zug abgefahren, um dann mit Anfang dreißig nochmal eine Ausbildung zu beginnen. Ich war mir sicher, dass es für mich unmöglich wäre, noch einmal einen besseren Schulabschluss zu bekommen. Trotzdem suchte ich im Internet nach einer geeigneten Möglichkeit und stieß dabei auf das WBK. Skeptisch fühlte ich mich aber doch angesprochen und fuhr am nächsten Tag hin, um mich anzumelden. Ich kann dir nur raten, melde dich an, wenn du etwas verändern willst. Es ist der erste Schritt in eine neue Richtung und ich habe diesen Schritt zu keinem Zeitpunkt bereut.

Zugegeben, es war nicht immer leicht. Das erste halbe Jahr habe ich neben der Schule 20 Stunden wöchentlich gearbeitet, bis ich BAföG berechtigt war. Das BAföG ermöglichte mir anschließend, meine wöchentliche Arbeitszeit auf ein Minimum zu reduzieren. Hinzu kam auch die Pandemie mit einer neuen Situation für Studierende und Lehrkräfte. Plötzlich war ich in der Situation zu Hause meinen kleinen Sohn (damals 3) zu beschäftigen, während ich meinen großen Sohn (damals 7) unterrichten und selber lernen musste.

Wenn man sich die Homepage so betrachtet, ist sie geschmückt mit tollen Sätzen: auf Augenhöhe arbeiten, stützend auch in schwierigen Zeiten, freundliche Unterrichtszeiten für Mütter und Väter. Ja, man denkt zuerst an Phrasen. Aber nein, das ist Tatsache und heute würde ich jeden Satz unterschreiben. Ich hatte jederzeit das Gefühl, dass den Lehrkräften nicht nur die erledigte Aufgabe auf dem Zettel interessiert, sondern auch welche Persönlichkeit dahintersteckt. Mein Semester war ein buntes Semester, in dem total verschiedene Persönlichkeiten aufeinandertrafen. Trotzdem haben wir uns super verstanden und waren viel mehr ein Team, denn wir alle verfolgten das gleiche Ziel.

Ich habe jetzt ein sehr sehenswertes Abschlusszeugnis der Fachoberschulreife, worauf ich total stolz bin. Dieses Zeugnis war nicht nur gut für einen Absprung, um mir neue berufliche Perspektiven zu öffnen. Ich habe damit viel mehr für mich selbst getan als vermutet. Einen Ausbildungsplatz habe ich damit auch schnell gefunden und fange tatsächlich mit Anfang dreißig nochmal eine Ausbildung an, mit der sich mein Spagat zwischen Beruf und Muttersein stark verbessern wird. Durch den Besuch am WBK habe ich vor allem gelernt, dass Lernen sogar Spaß machen kann. In diesem Sinne wünsche ich dir auch ganz viel Erfolg!

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